Reviews
Rezension zum Album RECIPES in Eclipsed, Nr. 167, Februar 2015
Als progressiven Indiepop bezeichnet das deutsche Quintett ANY OF BOTH
die Musik seines Debütalbums “Recipes” – und trifft damit genau den Nagel auf den Kopf. Denn während andere Independent-Bands kompositorisch straighter und produktionstechnisch weniger durchdacht zu Werke gehen, haben Sänger/Songwriter David Schwager und seine Kompagnons zehn Songs ausgetüftelt, die voll orignineller Ideen stecken und einfallsreich umgesetzt wurden. Zwar will sich die Band nicht auf erprobte musikalische Rezepte verlassen, aber dennoch schimmern regelmäßig unwiderstehliche Pop-Hooks durch (“Watch You Sleep”, “Cheers Mate”). An anderer Stelle tauchen experimentellere Klänge auf, die an Peter Gabriels frühere Platten erinnern, aber schon nach kurzer Zeit geerdet werden (“Broken Glass”). Geradezu typisch für ANY OF BOTH sind Refrains, die unbeschwert-eingängig sind und gleichzeitig eine sympathische Schrulligkeit ausstrahlen (“Up And Down”, “Small Town” und “Cuckoo Cookie”). “Recipes” ist ein erfreuliches Album, das immer wieder neue Facetten offenbart und somit nicht nur kurzzeitigen Hörgenuß bietet.
Top Track: “Elisa Told Me”
8 von 10 SternenEclipsed
02/2015
Rezension zum Album RECIPES von Wolfgang Giese / Rocktimes
Any Of Both heißt diese Band aus Bonn, Düsseldorf und Essen und sie bietet Indie Pop. Im Kern klingt es (auch) wie Popmusik, aber eben mit diesem ‘Independent’ Anstrich. Soundbestimmend sind stark melancholisch angestrichene Harmonie- und Melodiefolgen, die dann gelegentlich einen dicken Pinselstrich frühen Prog Rocks der Siebziger mit hineinfügen. Da können schon einmal Bands wie Barclay James Harvest oder Genesis als mögliche Einflüsse durchschimmern, ebenso wie ab und zu David Bowie. Aber auch die Sixties standen bei dem einen oder anderen Song Pate, jedenfalls kann ich bereits während des Durchlaufs des ersten Songs internationalen Standard attestieren!
Die Vielschichtigkeit der Musik lässt sich möglicherweise auch aus den bisherigen Tätigkeitsfeldern der Band ableiten, waren sie doch in unterschiedlichen Bereichen aktiv. So gibt es ansatzweise Auszüge aus Folk Rock, Jazz und Synthie Pop. Gesanglich kleben nicht nur die Siebziger, sondern auch die bereits erwähnten Elemente der Sechziger im Ausdruck. Mit dichten und mitreißenden Arrangements zeugt die Musik von hoher Professionalität, denn sie wirkt, ist durchdacht und gleichzeitig sehr vielschichtig in ihrem Aufbau. Eigentlich wird hier der Stoff geboten, aus dem gute und hochwertige Popmusik besteht. Gerade bei “Watch Your Sleep” wird das deutlich und gerade bei diesem Lied stoße ich auf sehr viele verspielte Sixties-Elemente, allen voran zum Beispiel die Beatles.
Dabei klingt die Musik soundtechnisch genau so, wie man es von heute erwarten kann – nie altbacken oder nach Retro. Die Orientierung in die Vergangenheit sehe ich deshalb nur als Vorlage, eingearbeitet in ein modernes Konzept. So entstand eine sehr zugängliche Musik, die aber mit Ecken und Kanten arbeitet, doch sind diese nicht rau und ungeschliffen, sondern recht harmonisch und glatt. Letztlich wird eine recht angenehme Atmosphäre verbreitet, die sich sehr stark melodisch orientiert und eine ausgewogene Mischung zwischen Gitarren- und Keyboardsounds bietet. Trotz diverser Einflüsse und Ähnlichkeiten habe ich nie den Eindruck, dass man sich zu stark in diese hineinversetzt und sie simpel kopiert hat, denn ich sehe es als absolut gelungen an, einen recht eigenständigen Sound zu kreieren. Dieser zeichnet sich einerseits durch eine durchgehende Qualität, hinsichtlich einer Einheitlichkeit als auch Individualität der einzelnen Songs, aus.
Klanglich wird die Musik in einer großen Fülle dargeboten, auch Hörer mit Freude an vollem Sound dürften auf ihre Kosten kommen – ebenso anspruchsvolle Popmusikhörer als auch manch ein Prog-Rocker. Ich bin überrascht, dass es aus deutschen Landen noch so hochwertig ausgeführte Musik gibt, und finde es sehr schade, dass die Band noch relativ unbekannt ist, denn die Fünf haben umfassendes Gehör verdient! Ich meine, dass sich angesichts dieses hohen Niveaus und Formats etwas Werbung, gezielt angebracht, für die Verbreitung dieser guten Kunde und Musik mindestens lohnen sollte. Ich freue mich, hieran etwas mitwirken zu können, und drücke die Daumen für ein wenig Erfolg, auch über die Grenzen der Republik hinaus. Für mich hat die Band gar nichts falsch gemacht.
Wolfgang Giese / Rocktimes
06/2014
Michael Wenzel (Coolibri) über Any Of Both und das aktuelle Album RECIPES
Hausgemachte Rezepte für perfekten Pop
Irgendwo zwischen den frühen Genesis und David Bowie: In seiner im Kontrast zur Kurzlebigkeit des Zeitgeists stehenden Fülle wirkt „Recipes“, das aktuelle Album der Düsseldorfer Klangzauberer Any of Both, wie ein Stück Musik aus einer anderen Welt. Der Bandname ist Programm und mit Zutaten aus der analogen und der digitalen Welt gelingt ein opulentes Erlebnisdinner für die Ohren. „Es ist der Versuch, Dinge aus mehreren Perspektiven zu betrachten; zu schauen, dass man nicht dem ersten Impuls folgt, sondern dem Ganzen Zeit gibt“, umschreibt Sänger David Schwager das Prinzip, das sich textlich wie musikalisch in allen Titeln von Any Of Both widerspiegelt. So beginnt „Small Town“ mit verträumtem Klavierspiel, zu dem langsam alle anderen Instrumente einstimmen und in einem fröhlichen Folkstück explodieren, bevor die Erzählung wieder zum Ursprung zurückkehrt. Auch bei „Cuckoo Cookie“, dessen Zuckerguss überraschend wechselnde Beats sind, ist der Interpretationsrahmen bewusst weit bemessen: Der Titel ist eine surreale Reflexion darüber, ob sich ein Individuum aufgrund von Impulsen aus der Gesellschaft bewegt oder aus sich selbst heraus. Wie bei der Zubereitung von süßem Gebäck sind Rezepte das Hindernis, einen eigenen Weg zu finden – und der Bäcker nicht mehr als ein Kuckuck, der sein Ei von anderen Vögeln ausbrüten lässt.
„Musik muss so reichhaltig sein wie nur möglich“
Any Of Both begann 2010 als reines Studioprojekt an der Robert Schumann Hochschule zwischen David und dem heutigen Keyboarder und Co-Produzenten der Band, Niko Faust, und wuchs schnell zum Quintett an, das natürliche Instrumente mit synthetischen Elementen verbindet. „Wir kommen alle aus verschiedenen Genres“, erklärt Gitarrist Chris Bauer, der auch bei den Folkrockern Early Autumn Break aktiv ist. Weitere hörbare Elemente sind Jazz, Indierock und Synthie-Pop der 80er, die einander bereichern und dem eigenen Qualitätsstandard der Band entsprechen: „Musik muss so reichhaltig sein wie nur möglich“, meint Chris. „Auch beim hundertmaligen Hören sollte es immer wieder etwas Neues zu entdecken geben. Das ist, was auch uns bei Alben begeistert.“ Seit 2011 stehen Any Of Both gemeinsam auf der Bühne. Im Live-Erlebnis erschließt sich Hörern auch die progressive Komponente der Band: Scheinbar gegensätzliche Zutaten ergeben einen Hochgenuss. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt.
Michael Wenzel / Coolibri
03/2014
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Pressetext
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